Gewöhnlich gehe ich in Cafés oder Restaurants, um mich mit Menschen zu treffen und auszutauschen, dabei etwas zu trinken ggf. zu essen, oder zu schreiben, neu gewonnene Eindrücke auf mich wirken zu lassen, den Geist zu besänftigen oder die Füße von einer anstrengenden Reise auszuruhen. Nichts davon legt nahe, dass man dafür lautstarke Hintergrundmusik benötigt. Ich empfinde das als Zumutung und befürchte es ist auch so gedacht: zur Begrenzung der Aufenthaltszeit über die Konsumtion hinaus wird die Gesundheit des Personals geopfert und die Toleranz der Gäste strapaziert. Sogar bemerkenswert geschmackvolle Interieurs und selten ausgefeilte Speisen sind unter diesen Umständen … kaum etwas wert. Im Gegenteil, die gute Ausstattung verstärkt das Gefühl dabei lediglich notwendige, aber unliebsame Statistin zu sein. Dieses Phänomen lässt sich unter der Kategorie „defensiver Architektur“ subsumieren, wozu auch die lautstarke Beschallung, oftmals mit klassischer Musik, von öffentlichen Transporträumen, z.B. U-Bahn-Gängen gehört, damit Obdachlose dort nicht verweilen. Defensive Architektur im öffentlichen Raum eingesetzt, ist eine geradezu anti-demokratische Maßnahme. Aber ja, diese Dauerbeschallung und der mithin erhöhte Stresspegel scheint so manchem Lebensentwurf entgegenzukommen. Sucht man hingegen stille Ruhe in der Stadt, bleibt noch so manche Bibliothek, Kirche oder Kunstinstitution – wobei man sich dort auf je andere Weise begegnet.