Konfrontiert mit der Frage: Was nun? oder auch: Was tun? (Wladimir I. Lenin) versuche ich auf diesem Wege meiner (weiblichen) Stimme Gehör zu verschaffen. Nach nahezu drei Jahrzehnten des Schreibens im Stillen — in unterschiedlichen Formaten —, ist es für mich nun an der Zeit Stellung zu beziehen. Wenn nicht jetzt, wann dann? Obwohl ich die Aufgeregtheit der digitalen Öffentlichkeit bisweilen als unerträglich empfinde, weigere ich mich ihr Potential zu negieren. Hier als Blogbeiträge — in “kleiner Form” — wöchentlich/monatlich verfasst.
Nach zehn Jahren akademischer Lehrtätigkeit und Lebenserfahrung beginnt nun — ohne damit brechen zu wollen — etwas Neues; was auch immer es sein wird. Hinter mir liegt ein fünf Jahre währender und leidenschaftlich gelebter Promotionswahnsinn, wovon ich zwei Jahre unter Ausschluss der — auch befreundeten — Öffentlichkeit in einem “Zimmer für mich allein” (Virginia Woolf) verbrachte.
Mein bisheriges gesellschaftliches Stillschweigen über den genauso wunderbaren wie fatalen Irrsinn der Welt im Spätkapitalismus — oder sollte ich mich bemühen zeitgenössisch zu klingen und besser sagen im Anthropozän (ein misslicher Begriff / westliches Konzept) — ist keine Option mehr.
Die Finalisierung meiner Dissertation (über Mikro-Utopien der Architektur), geschrieben für ein breites, d. h. meiner Weltperspektive außenstehendes Publikum, hat Kraft gekostet. Es wäre lächerlich zu behaupten, dass sinnstiftendes Schreiben keine Kraft kostete; aber welche Arbeit kostet keine — wie auch immer geartete — Lebenskraft?
Als “unabhängige Frau” von — kaum mehr — 30 Jahren muss ich mir nun die Frage stellen: Wozu das alles? Meine antikapitalistische Überzeugung ist unbedingt, meine Leidenschaft bzw. Sendungsbewusstsein für alternative Lebensentwürfe ist hoch, die Resonanz meiner Peer- und Zielgruppe ist wünschenswert, aber die Anerkennung fehlt, jedenfalls finanziell, d. h. die Zukunft stellt sich in meiner derzeitigen Lebensperspektive eher als Leerstelle denn als Lehrstelle ein.
Das Persönliche ist politisch, um ein 1968er Klischee zu bemühen, das unbestreitbar nach Erneuerung verlangt, in einer Welt, die bereits unumkehrbar vernetzt ist und immer weiter zusammenrücken wird, auch gegen den Willen derer, die angstangereicherte, d. h. nationalistische oder faschistische Rhetorik verbreiten.
Das ist der Versuch einer gesellschaftlichen Positionierung in der Digitalmoderne — im Anschluss an die erfolgreiche “Verteidigung” meiner Dissertation (Disputation) im Fach Architekturtheorie (TU Berlin, Feb. 2020), what a journey!