In Krisenzeiten haben Zukunftsspekulationen Hochkonjunktur; hört man sich derzeit um, halten sich utopische und dystopische Szenarien die Waage. Die Hoffnungsvollen sprechen von einer neuen gesellschaftlichen Solidarität, die auch der Umwelt zugutekäme und unterzeichnen Petitionen, z. B. für das bedingungslose Grundeinkommen; die Rede von der “Krise als Chance” wird dabei überstrapaziert. Die weniger Hoffnungsvollen befürchten die Zementierung von Ungleichheiten und den Einfall überwachungskapitalistischer Technologien in die — im Namen der Sicherheit — geöffneten, digitalen Tore; das wird als Angriff auf menschliche Grundrechte und in der Konsequenz als Erosion der Demokratie gewertet.
Welche Lehren die Menschen aus der Corona-Pandemie ziehen werden bleibt abzuwarten. Aber nichts ist lähmender als der lärmende “back to normal”-Realismus derjenigen, die ihre Macht ausgedehnt und sich in ihrem Status quo, Veränderung befürchtend, eingerichtet haben.