Im Jahre 1971 wurde der Grundstein für das heutige Wirtschaftssystem gelegt, indem der US-Präsident Richard Nixon die Goldbindung des Dollars aufhob. Im darauffolgenden Jahr veröffentlichte der Club of Rome den Bericht Die Grenzen des Wachstums (1972), aus dem hervorging, dass das unkontrollierte Wirtschaftswachstum die Menschheit in eine ökologische Krise führen wird. Im Jahre 1973 trug sich die erste Ölpreiskrise zu, die den Industriestaaten ihre Abhängigkeit von fossiler Energie demonstrierte. Gleichzeitig brach das Bretton-Woods-Abkommen — die „stabilitätssichernde Architektur des internationalen Finanzmarktes“ seit 1944 — zusammen, wodurch sich das Finanzmarktgeschehen globalisierte und verselbstständigte; infolgedessen und weiteren Liberalisierungen des Finanzsektors ist auch die Weltwirtschaftskrise 2007/08 einzustufen (Schimank: 2012).
Im Jahre 1979 vollzog sich der Wandel von der fordistischen zur postfordistischen Ökonomie, d. h. verkürzt dargestellt die Verschiebung von einer nachfrage- zu einer angebotsorientierten Wirtschaftspolitik (festzumachen an der starken Leitzins-Erhöhung der US-Notenbank um 20 Punkte), die die heutige wirtschaftliche Realität konstituiert. Im selben Jahr veröffentlicht Lyotard Das postmoderne Wissen (1979), in dem er die universellen Metaerzählungen von Freiheit und Aufklärung angreift, die der Geschichte der Moderne ein kollektives Subjekt unterstellten und damit die kleinen Geschichten bzw. Identitäten zugunsten einer übergreifenden Identität auslöschten (Lyotard zit. nach Breitenstein: 2013). Kaum später veröffentlicht Sloterdijk seine Kritik der zynischen Vernunft (1983), eine ideologiekritische Diagnose zum Geisteszustand des „nachaufgeklärten Zynismus“ (Sloterdijk: 1983).
Obwohl in dieser Zeit noch politische Systeme und Ideen existierten, die zumindest dem Namen nach Alternativen zum Kapitalismus darstellen, erklärte die großbritannische Premierministerin Margaret Thatcher im Jahr 1984 die im Aufbau begriffene neoliberale Wirtschaftsideologie für alternativlos und dass es so etwas wie Gesellschaft ohnehin nicht gäbe.
Die US-amerikanische Schriftstellerin und Aktivistin Audre Lorde kritisiert zur gleichen Zeit, dass eine Gesellschaft, die das Gute weniger im Hinblick auf menschliche Bedürfnisse, sondern eher im Hinblick auf Profit definiert „immer eine Gruppe von Menschen [braucht], die man durch systematisierte Unterdrückung glauben machen kann, daß sie überflüssig seien, daß sie zu den dehumanisierten Minderwertigen [d. h. Schwarze und Dritte-Welt-Menschen, Arbeiter*nnen, ältere Menschen und Frauen] gehören. […] Ein Großteil der westeuropäischen Geschichtsschreibung konditioniert uns, menschliche [und kulturelle] Unterschiede in simplifizierter Form als Polaritäten zu sehen: dominierend/untergeordnet, gut/schlecht, oben/unten, überlegen/unterlegen.” (Lorde: 1981).