Zoom-Fatigue oder Mut zur Müdigkeit

Alltag

Müde bin ich, geh’ zur Ruh‘ … so beginnt ein traditionelles Gute Nacht-Gebet. Es ist das einzige, das ich heute noch auswendig kenne. Müde bin ich, heute aber aus anderen Gründen. Nicht der überhitzte Tag im Garten, auf der Straße, die vielen kindlichen Eindrücke tragen die überwältigende Müdigkeit in meine Knochen, die sich damals über Nacht ganz schnell wieder erholten. Müde bin ich, heute von der Gesellschaft und von einem zur Gewohnheit gewordenen Idealismus, den man besser in der späten Adoleszenz abstreift. Ein Schlaf, selbst tief, hilft nicht. Zwei auch nicht.

Ich frage mich, warum ich es nicht schaffe, das zu tun, was ich eigentlich tun wollte. Und dann frage ich mich, warum ich es auch nicht schaffe, das zu tun, was ich eigentlich nicht tun sollte, so Sylvia Plath in Die Glasglocke. All das ermüdet mich, während ich nur noch auf das kalte klare Wasser einer Küste im August hin fiebere.