Manifesta 14 (Prishtina) und Documenta fifteen (Kassel): Beide gehen auffallend sensibel mit den Räumen für die Kunst oder besser: mit der Auswahl der Werke entsprechend den Räumlichkeiten um. Das ist stark. Das ist durchaus Konzept. Das gelingt. Für beide Schauen hatte ich in diesem Sommer jeweils nur einen Tag reserviert, allzu wenig Zeit, aber genug, um festzustellen, dass Kunst- und Architekturwelten zunehmend verschmelzen, mindestens im Sinne des Betrachters. Es sind gerade die Räume des Alltäglichen, die sich besonders gut für die Kunst anbieten. Nicht der spektakuläre Raum, sondern der beiläufige, ja unaufdringliche, jener der thematisch sich anbietet und Ausblicke schafft, Fenster in die Gegenwart. Und doch jene, die Atmosphäre schaffen, um zu Bleiben, fast immersiv die Kunst erleben lassen, ohne dass das Räumliche expliziert wird, lediglich vorgedacht, sorgsam ausgewählt, die Kunst sich anschmiegen lässt, sie hochsensibel umschließt. Das gilt für Malerei ebenso wie für Skulptur und Installation, Lyrik und Musik. Die Autonomie der Kunst gewinnt an Kraft durch ihre Einbindung ins Leben.