Die ver(un)sicherte Gesellschaft

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Es wird Winter (in unseren Breitengraden). Jeder kleine Schnupfen, Husten, ein leichtes Kratzen im Hals, eine kaum erhöhte Temperatur (die man nicht wahrgenommen hätte, wäre man nicht alarmiert und zückte das kontrollierende Fieberthermometer), ein Anflug von ziependen Gliederschmerzen (oder ist es der Muskelkater vom gestrigen Laufen?), stellt uns gerade vor die Frage, ob es — statt der üblichen Erkältung im Übergang vom Spätsommer zum Herbst — Corona/Covid-19 sein könnte. Ist es eine Unter- oder Überschätzung der Situation? Und dann? Muss man umgehend einen Test in Erwägung ziehen? Ist die Entscheidung dafür bzw. dagegen ideologisch? Bietet die Maske relativen Schutz? Für sich selbst, für die anderen? Welche Verantwortung ist zu übernehmen? Mit wem kann man sich darüber austauschen? Die Furcht vor einem positiven Testergebnis schürt Ängste vor den Konsequenzen. Die Kette an Begegnungen, die zurückzuverfolgen wäre, die unbedingte Quarantänezeit, die damit einhergehende Stigmatisierung. Wir befinden uns mitten im Übergang vom Digital- zum Gesundheitszeitalter. Sie überschneiden und bedingen sich. Das körperliche Sein findet sich im Zentrum der gesellschaftlichen Debatte. All das ist höchst streitbar. Biopolitik at its best.